5 Fragen an Rainer Utz
Geschäftsführer, Utz Lebensmittelgroßhandel
Das Familienunternehmen Utz Lebensmittelgroßhandel setzt in Zeiten der Corona-Krise verstärkt auf Kommunikation.
TEXT: ALFRED KIRST FOTO: UTZ LEBENSMITTELGROSSHANDEL
Quelle: tankstelle 05-2020
- Herr Utz, gehören Sie als Lebensmittel-Logistiker zu den wenigen, die von der Corona-Krise nicht negativ beeinflusst werden. Profitieren Sie im Moment sogar?
Diese Fragestellung ist so leider nicht zutreffend. Bereits ab Kalenderwoche 13 hatten Kioske an den Bahnhofsstandorten geschlossen. Unsere Tankstellenkunden verzeichnen starke Rückgänge in der Frequenz. Nur in der Belieferung von Dorfläden ist tatsächlich mit Beginn der Kalenderwoche 13 die Nachfrage angestiegen. Die Vorteile einer wohnortnahen Einkaufsmöglichkeit haben viele Verbraucher wieder neu zu schätzen gelernt; hoff en wir, dass dieser Trend auch in der Zeit nach Corona anhält.
- Im März wollten Sie Ihr neues, modernes Logistikzentrum eröffnen. Was führte zum Bau des neuen Logistik-Zentrums?
Es war in der aktuellen Phase ein echter Glücksfall, dass wir eine zusätzliche Fläche von 2.500 Quadratmetern und neun weitere Tore in Betrieb nehmen konnten. Die Pläne hatte ich schon einige Jahre in der Schublade; letztlich hat die Umsatzentwicklung der vergangenen Jahre die Erweiterung notwendig gemacht. Insbesondere die Warenbereitstellung für den Versand war an der Kapazitätsgrenze; für eine effiziente Track & Trace-Abwicklung bei Tabakwaren haben wir ein komplett neues System installiert.
- Sie beliefern unter anderem 250 Tankstellen-Shops. Hat sich etwas an Bestellverhalten und Sortimenten geändert?
Das Spritgeschäft und die Bistroumsätze sind an den Tankstellen teils massiv eingebrochen; die Entwicklung differiert aber je nach Standort. Demzufolge sind auch die Shopumsätze in unterschiedlichem Umfang rückläufig. Zu Beginn der Corona-Krise haben wir einen Anstieg bei Tabakwaren festgestellt; offensichtlich wurde auch hier „gehamstert“. Tabakwaren bewegen sich wieder auf normalem Niveau, und ich habe den Eindruck, dass aktuell neben dem Bistrogeschäft auch Süßwaren weniger nachgefragt werden.
- Wie entwickelt sich in der jetzigen Krisenzeit die Zusammenarbeit mit MCS?
Unsere regelmäßigen Tagungen fi nden derzeit alle nur virtuell statt. Der Austausch hat sich aber deutlich intensiviert und die mittelständischen Großhandlungen sind in der Krise enger zusammengerückt. Die MCS hat in der zurückliegenden Zeit einen hervorragenden Job gemacht in der Unterstützung unserer Kunden auf allen Ebenen von Social Media. Diese Kanäle werden jetzt von unseren Kunden zunehmend professionell bespielt, um die Verbraucher zu erreichen, die jetzt nicht oder nicht mehr so o“ den Shop frequentieren.
- Mit welchen Gefühlen blicken Sie in die Zukunft?
Für die nahe Zukun“ überwiegt bei mir die Skepsis, keine Frage. Grundsätzlich bin ich jedoch zuversichtlich, dass
sich in absehbarer Zeit die Verhältnisse normalisieren. Wir kommunizieren aktuell viel mit unseren Kunden und versuchen, Engpässe in manchen Warengruppen bestmöglich zu kompensieren. Ich habe schon den Eindruck, dass unsere Kunden diese Zusammenarbeit auch gerade in der Zukunft honorieren werden.

Rainer Utz